Dienstag, 10. Juni 2008

Zitat: Verzeih mir bitte BABY. Ich liebe dich


Ein maroder Schuppen, eine Straße, die nur von Forstfahrzeugen befahren werden darf und wild wuchernde Büsche ringsum - ein Rest von Irgendwas in der Mitte von Nirgendwo. Nicht gerade die perfekte Location für eine Liebeserklärung. Doch was war passiert?
Ob sie ihm oder er ihr oder sie ihr oder er ihm verzeihen konnte? Und was überhaupt sollte verziehen werden? Der Leser bleibt mit seiner eigenen Fantasie und diesem kargen Satz alleine.
Ist dieser Schuppen vielleicht ihr geheimer Treffpunkt gewesen, damals, als die Welt noch rosarot war und sie beide gemeinsam auf Wolken tanzten? Bevor ES passiert war? Nun, vielleicht hatte Baby die Nachricht gar nicht lesen können, weil Baby endlich (die Schule war für Baby schon seit einigen Monaten aus) eine Lehrstelle in Baden-Württemberg gefunden und das Nirgendwo bereits nach dieser Nacht verlassen hatte, in der ihr Verehrer mit einer Spraydose losgezogen war. Er hingegen (ich bleibe bei der ersten Variante, er bettelt, sie lässt ihn schmoren) wurde immer unruhiger, weil sie sich nicht meldete. Täglich fuhr er zum Schuppen um nachzusehen, ob seine Botschaft noch da war - oder sie... Doch es gab keine Spuren von ihr. Er kannte weder ihren Nachnamen noch wusste er, wo sie wohnte - er hatte keine Möglichkeit sie zu finden. So verging die Zeit , die Büsche überwuchern langsam die gesprühte Botschaft und man fragt sich, ob er heute noch hin und wieder zu dem Schuppen fährt in der Hoffnung, sein Baby würde zurückgekehrt sein.



Ernies große Reise

War es ein Streit oder das unbändige Fernweh, das Ernie entschließen ließ, sein Dreirad eines schönen Tages aus dem Schuppen zu schieben?
Er schnappte sich sein Quietscheentchen, setzte sich auf sein Gefährt und rollte, anfangs noch mühselig weil er lange nicht mehr damit gefahren war, aus seiner ihm vertrauten Wohngemeinschaft mit dem meckerigen Bert. '
Das wird ihn sicher auf die Palme bringen', dachte Ernie, der sich Berts Gesicht vorstellte, wenn er bemerken würde, dass Ernie nicht zum gemeinsamen bendessen am Tisch sitzt.
Indessen wurde das Fahren leichter und Ernie dachte nicht mehr so viel an Bert. Er genoß die neu gewonnene Freiheit, erkundete mit großen Augen die Umgebung und konnte nicht aufhören zu staunen, so sehr fesselten ihn die neuen Eindrücke der großen weiten Welt. Er kam vorbei an riesigen Bäumen und Autos, die so schnell an ihm vorbeisausten, dass ihr Fahrtwind Ernie fast aus seinem Dreirad wirbelte. Hunde schnüffelten an ihm, er ist schließlich nicht sehr groß.
Und so überquerte der kleine, fröhliche Ausreißer an diesem erlebnisreichen Tag die Straße vor seinem Haus - ihm kam es vor als hätte er die ganze Stadt beradelt.
Und nun? Wohin sollte er fahren? Und in welche Richtung ging es? Er hatte keine Landkarte dabei und sein Magen gab ein gefährlich klingendes Knurren von sich, das jetzt auch einen Hund neugierig machte, der daraufhin seine Nase gegen Ernies kleinen Bauch stupste. Nichteinmal etwas zu trinken hatte er sich mitgenommen. So konnte er unmöglich weiterfahren, die Sonne ging sicher auch bald unter und Licht hatte er ebenfalls keines dabei. 'Warum habe ich an all das nicht gedacht?' fragte sich Ernie plötzlich ganz ernsthaft.
Und so endete das Abenteuer des kleinen Ernie. Erschöpft und hungrig schob er sein Dreirad wieder in den Schuppen zurück. Auch das Entchen nahm er vom Rad und ging damit ins Haus. Bert hatte sich lautstark Sorgen gemacht, als er in die Tür trat, und schimpfte Ernie ordentlich aus, der sofort ansetzte, seine Geschichte zu erzählen. Das nächste Mal würde er an Proviant denken und vorher eine Route aussuchen und natürlich eine Taschenlampe mitnehmen, sprudelte aus ihm heraus. Und vielleicht, so dachte Ernie für sich, würde er sogar Bert mitnehmen, der sich immer noch nicht beruhigen konnte. Doch das Schimpfen hörte Ernie gar nicht mehr, als er mit dem Kopf auf dem Tisch einschlief und von den riesenhaften Hunden mit ihren kalten, nassen Nasen träumte.